Daran wird noch gearbeitet
Flüchtlingscamp Grundigstraße 2
Gemeinschaftsunterkunft und Helferkreis "Unlingen-hilft"
Vorab
Beide Seiten, Einheimische wie Zugezogene haben profitiert. Die Fremden aus Nahost und die einheimischen Schwaben.
Wir haben Personen mit erstaunlicher Stärke getroffen und sie haben den Wert unseres Landes kennengelernt.
Wir sind Kindern begegnet, die unbefangen und ohne Vorbehalte auf uns zugegangen sind, die uns die Hoffnung geben, dass wir zusammen eine gute Zukunft in Deutschland haben können.
Einleitung
Unfreiwilliger Rekordhalter, der letzte Bewohner im Camp
Achmed Al-Jaf kam am 2. März 2016 nach Unlingen. Er war vorher im Erstaufnahmelager in Karlsruhe. Das Bundesamt für Flüchtlinge hat ihn dem Kreis Biberach zugeteilt, das dortige Amt für Flüchtlinge schickte ihn zusammen mit 18 anderen irakischen Männern in die Gemeinschaftsunterkunft nach Unlingen. Die Männer kannten sich vorher nicht, sie sind nicht zusammen über die Balkanroute nach Deutschland gekommen, sie waren vorher in unterschiedlichen Erstaufnahmelagern. Die einander fremden Flüchtlinge teilten sich zu viert ein Container-Zimmer. Vier Spinde, vier Stühle, vier Stockbetten, ein Tisch. Die jungen Männer beklagten sich nicht, gewöhnten sich einander, tauschten die Zimmer, als Freundschaften entstanden.
Achmed al Jaf machte alles mit, die vom Helferkreis angebotenen Deutschstunden, den vom Landratsamt finanzierten Deutschgrundkurs, den Integrationskurs bei der Volkshochschule in Riedlingen. Auf Anhieb schaffe er den Abschluss mit B1-Niveau.
Lange musste er suchen und warten bis er eine Arbeitsstelle gefunden hatte. Diese Wartezeit fiel ihm sehr schwer. Nutzlos im Camp rumzusitzen, war für ihn sehr hart. Er hat dann bei der Unlinger Firma BC-Export eine Arbeitsstelle gefunden. Da die Firma günstig für ihn ganz in der Nähe des Camps liegt, gab es für keine Notwendigkeit wegzuziehen. Im Dorf selbst war keine Wohnung frei.
Im Juni 2020 fand er in Riedlingen eine kleine Wohnung, wo er zusammen mit einem anderen irakischen Mann, der ebenfalls lange im Unlinger Camp lebte, eine Wohngemeinschaft hat.
Er war der letzte der Iraker, die das Camp verlassen konnten. Nach 4 Jahren und 4 Monaten.


2015
Die Anfänge
Mach mit, damit aus Fremden Freunde werden
Aufruf im Gemeindeblatt
Aus Fremden können Freunde werden, wenn wir aufeinander zugehen. Im März 2016 kommen mehr als 60 Füchtlinge aus mehreren Erstaufnahmeeinrichtungen nach Unlingen. Sie sind uns fremd, wir sind ihnen fremd.
Viele von ihnen werden für mehrere Monate in der Containerunterkunft wohnen können. Wenn die Asylbewerber eine Bleibeberechtigung erhalten, müssen sie spätestens nach 2 Jahren die Unterkunft verlassen und können auf dem freien Markt eine Wohnung suchen. Der frei werdende Platz wird wieder belegt.
Für die Unterbringung und die Versorgung in den Gemeinschaftsunterkünften ist der Landkreis zuständig. Dafür steht stundenweise ein Hausmeister und eine Sozialarbeiterin zur Verfügung. Helferkreise übernehmen vor Ort die persönliche Betreuung. Ob in Unlingen nun Familien oder Alleinstehende, ob aus Syrien oder anderen Herkunftsländern untergebracht werden, wir fühlen uns herausgefordert, ihnen beizustehen. Dies sollte für uns eine grundsätzliche humanitäre und gesellschaftliche Verpflichtung sein.
Nach der ersten Informationsveranstaltung am 8. Oktober 2015 in der Gemeindehalle haben sich einige Unlinger als Helfer in eine Liste eingetragen oder beim Bürgermeisteramt gemeldet. Diese Gruppe hat sich inzwischen unverbindlich auf Initiative von Eberhard Schneider zwei Mal zu Vorgesprächen getroffen. Beim zweiten Treffen haben aktive Flüchtlingshelfer aus Altheim und Heudorf über ihre alltägliche Arbeit und Erfahrungen gesprochen. Auf Grund dieser beiden Treffen sehen wir uns nun bereit, auch in Unlingen einen Helferkreis zu bilden, der tätige Flüchtlingsarbeit leisten kann.
Die Flüchtlingsarbeit soll in einen überörtlichen Rahmen eingebunden werden. Aus den Gesprächen mit Helferkreisen hat sich ergeben, dass es von Vorteil wäre, sich an einen Dachorganisation anzugliedern. Vor Ort wird Frau Hermine Burger als Gemeindereferentin der Kirchengemeinde neben direkter Betreuungsarbeit auch Koordinationsaufgaben übernehmen. Über den Caritasverband erhalten wir weitere personelle Unterstützung und eine versicherungsrechtliche Absicherung.
Viele helfende Hände werden notwendig sein. Je mehr Personen gewillt sind, miteinander die anfallenden Aufgaben anzupacken, umso reichhaltiger und gewinnbringender wird die Betreuung.
Auf Grund der Erfahrungen bereits bestehender Helferkreise in den umliegenden Gemeinden planen wir bislang folgende Aufgabenbereiche:
Deutschkurse auf unterschiedlichen Niveaustufen
Begleitung zu Behörden, Ämtern und Arzt
Kennenlernen der Gemeinde
Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen
Fahrdienste, wenn öffentliche Verkehrsmittel nicht ausreichen
Betreuung von Frauen und Kindern
Verwalten von Sachspenden
Für die Unlinger Flüchtlingsbetreuung suchen wir noch viele Mithelfer. Wenn Sie sich vorstellen können, mit Ihren Fähigkeiten in Ihrem persönlichen Zeitrahmen mit uns zusammen diese Aufgaben anzugehen, melden Sie sich bitte bei einer der Personen, die diesen Aufruf unterstützen.
Bei der geplanten Informationsveranstaltung des Landratsamtes zur Flüchtlingsunterbringung in Unlingen stehen wir für Ihre Fragen zur Verfügung.
Almendinger Josef, App Uschi, Bausch Manfred, Blessing Margrit, Borger Liliane, Burger Hermine, Föhr Markus, Föhr Monika, Fritschle Johanna, Halbherr Robert, Neubrand Petra, Kublickis Angela, Schicht Silke, Schmid Christel, Schmid Gerold, Schneider Eberhard, Schneider Waltraud, Schönle Marianne, Sipos Zoltan, Winkler Wolfgang, Wohlgemuth Doris, Wohlgemuth Wolfgang, Zwick Stefan, Zwick Uschi
12. Dezember 2015
60 Wohncontainer für eine Gemeinschaftsunterkunft werden aufgestellt
Die Containeranlage ist drei Jahre alt, sie hat bisher als Unterkunft für behinderte Menschen gedient. Bis Februar soll sie bezugsfertig sein.
Die meisten Containerzimmer haben eine seitlich angebrachte Sanitärzelle, mit einer behindertengerechten Dusche und WC. Kochgelegenheiten in dem Zimmer gibt es nicht. Für die Familien und Männer gibt es jeweils eine Gemeinschaftsküche und einen Raum zum Wäsche waschen. Einen frei zugänglichen Gemeinschaftsraum gibt es nicht. Als Treffpunkt für die Männer müssen die langen und großzügig breiten Gänge dienen.
Es gibt drei Containerräume, die nicht als Wohnung vorgesehen sind. Sie sollen als Unterrichtsräume, Kleiderkammer und Sprechzimmer für den Sozialdienst der Integrationsmanagerin dienen.
