Th.S. Vorbemerkung von Theodor Selig (1905)
Der Stoff zur vorliegenden Chronik wurde seit ca 1896 aus gedruckten und ungedruckten Quellen und Literatur gesammelt. Großes Verdienst für Entstehung derselben hat der nunmehr verstorbene Hochw. H. Dekan und Pfarrer Matthäus Ekert zu Unlingen (+1903). Im Herbst 1899 hat H.Stud. theol. Timotheus Dorm v. Ingstetten , nunmehr Priester, 104 Seiten geschrieben, die der Verfasser diktierte.Seitdem wäre wieder nachzutragen. Daher bilden die im Druck erschienenen Artikel über Unlingen, von denen hier ein Verzeichnis folgt, sowie die noch zu erscheinenden, einen notwendige Ergänzung zur Chronik. Aus der neueren Zeit wurde nur einiges herausgegriffen und aufgezeichnet wegen des immer mehr anwachsenden Stoffes und weil dies oder jenes noch im Druck veröffentlicht werden soll, daher wurde manches nur angedeutet. Mögen auch in Zukunft alle wichtigen Ereignisse über Unlingen aufgezeichnet werden.
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Eb.Sch. Vorbemerkung von Eberhard Schneider (Überarbeitung und Ergänzung ab 2024)
Theodor Seligs Chronik von Unlingen liegt in drei Teilen vor.Ein Erst-Manuskript aus dem Jahr 1899 und die beiden mit Schreibmaschine geschriebenen Ergänzungen aus den Jahren 1928, 1929-1931. Die Niederschriften sind zwar im Gesamtregister der Veröffentlichungen und Bearbeitungen, das Ferdinand Kramer erstellt hat, enthalten, waren jedoch nicht auffindbar. Durch Zufall wurden die drei Teile der Chronik im Unlinger Pfarrarchiv entdeckt. Die Chronik wurde noch nie veröffentlicht.Sie soll nun nach hundert Jahren im Archiv als Leitlinie für eine Aufarbeitung und Ergänzung dienen. Dazu wird der handschriftliche erste Teil transkribiert und zusammen mit den beiden Ergänzungsteilen digitalisiert.Die Texte von Theodor Selig werden entsprechend mit Chronik1, Chronik2 und Chronik3 gekennzeichnet.
In den letzten Jahrzehnten ergaben sich viele weitere Erkenntnisse zur Unlinger Geschichte. Diese Ergänzungen werden mit anderem Schriftstil in die Chronik übernommen, jeweils mit Angabe der Quellen und des Verfassers.
Eb.Sch. Quellen
Ralf Baumeister, Von der Eis- zur Eisenzeit, Archäologie am oberschwäbischen Federsee, Führer zur Ausstellung,
Federsee-Museum Bad Buchau, 2028
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https://maps.lgrb-bw.de/?app=lgrbwissen&view=wissen_gto
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https://presse.uni-mainz.de/erste-jungsteinzeitliche-bauern-europas-stammen-aus-der-aegaeis/
Chronik 200 000 - 130 000 v. Chr.
Eb.Sch.
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14 000
Eb.Sch.
Hochstand der Würm-EiszeitDie Eismassen erreichten unsere Donau-Bussengegend nicht mehr. Die Vergletscherung kam bei Schussenried zu stehen Hier blieben Jung-Moränen als Ablagerungen zurück, die Schmelzwasser füllten das Federsee-Becken.Über viele tausend Eiszeitjahre hinweg war ein Leben um den Bussen herum nicht möglich. Menschliches Leben schon gar nicht.​
12 000 - 8 000 v. Chr.
Eb.Sch.
Nacheiszeit und die ersten Menschen in unserer Region: Alt-Steinzeit-MigrantenÄlteste archäologische Funde an der Schussenquelle bei Schussenried.Als Jäger durchstreiften diese Alt-Steinzeitmenschen die noch baumlosen Tundralandschaften und folgten den herbstlichen Wanderungen der Steppentiere, insbesondere Rentiere und Wildpferde.Noch lebten in Europa die Menschen als jungsteinzeitliche Jäger und Sammler. In kleinen mobilen Gruppen zogen sie umher, hielten sich nur zeitweise an einem Ort länger auf.
6 000 - 5 000 v. Chr.
Eb.Sch.
Aus dem Norden Griechenlands und der nordwestlichen Türkei sind Menschen entlang einer Balkanroute und den Flusslauf der Donau entlang nach Mitteleuropa gekommen und haben als Kultur ihre sesshafte Lebensweise und landwirtschaftliche Praktiken mitgebracht. Auch haben Bewohner der osteuropäischen Steppe Mitteleuropa erreicht und gingen in den Gesellschaften ursprünglicher Jäger und Sammler und früher Bauern auf.Um 5000 v.Chr. erreichten sie den Rhein.
4 000 -3 000 v. Chr.
Eb.Sch.
Älteste Siedlungen am Federsee durch archäologische Funde nachweisbar.

Größte Ausdehnung des Alpen-Rheingletschers bis über die Donau hinweg.Unser späteres Dorfgebiet war ganz von mächtigen nahezu 200 Meter dicken Eismassen überdeckt, nur die oberste Kappe des Bussens ragte aus dem Eis heraus.Das Eis führte Geschiebe, Schotter, Sande in gewaltigen Mengen nordwärts. Die mit den Eisvorstößen transportierten Gesteinsmassen wurden auf unserer Gemarkung als Alt-Endmoränen abgelagert. Die Kiesvorkommen, die in Ertingen und Unlingen von der Firma Wenzelburger und bei Datthausen in der Kiesgrube Maucher abgebaut werden, stammen von diesen eiszeitlichen Schuttablagerungen.​
700 - 600 v. Chr.
Eb.Sch.
Noch vor der Gründung des etwa 11 km entfernten Keltensitzes der Heuneburg wurde im Unlinger Gewann Tiefes Ried ein Grabhügelfeld angelegt. Die Besiedlung des bedeutenden keltischen Zentrums begann erst um 620 v.Chr.
In den drei Grabhügeln wurden außergewöhnliche Grabbeilagen gefunden.
Der bedeutendste Fund war eine figürliche Kleinplastik aus Bronze: Der Unlinger Reiter. Das Reiterfigürchen aus Grab 3 zeigt einen Reiter in stehender Haltung auf einem doppelköpfigen Pferd.
Eine den Grabhügeln zugeordnete Siedlung konnte bisher noch nicht entdeckt werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Unlinger_Reiter
https://www.unlingen.de/gemeinde-geschichte/fruehkeltisches-wagengrab
300 v. Chr.
Th.S.
Bis etwa ins vierte Jahrhundert v. Chr. saßen in der Alb- und Donaugegend Kelten. Auf sie folgten die Germanen (Markomanen). Bald nach Beginn unserer Zeitrechnung nahmen die Römer unsere Gegend in Besitz. Unterrömischer Herrschaft entstanden bereits geschlossene Ortschaften. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts rückten die Alamannen vor und siedelten sich in unserer Gegend an. Auf diese erste Ansiedlung der Alamannen (Schwaben), welche um 300 abgeschlossen war, weisen die ältesten Ortschaften der Alb- und Donaugegend zurück. Diese haben die charakteristische Endung „ingen“. Die Endsilbe „ing“ bezeichnet die Herkunft von einem Stammvater. Die Alamannen verteilten die fruchtbaren Länder nach Geschlechter und Sippen untereinander und nannten den Namen des Ansiedlungsortes nach dem Namen des Stammvater des Geschlechts. So hieß der Stammvater einer Sippe Unilo, jeder Genosse dieser Sippe Uniling, alle Angehörigen dieser Sippe hießen Unilinge und der Ort der Niederlassung später Unilingen oder Unlingen. Unser Ort existierte also bereits ums Jahr 300 v. Chr.
496 v. Chr.
"Durch die Schlacht bei Zülpich im Jahr 496 wurden die Alamannen der fränkischen Herrschaft unterworfen. In der älteren fränkischen Zeit war Oberschwaben in große Gerichtssprengel, Baren genannt, eingeteilt. Die Bechtolsbar?, eine dieser Baren, lag um die Quellen der Donau und des Neckars. Dia andere, die Folcholsbar?, zog sich an der oberschwäbischen Donau hin. Hier herrschten eingeborene Volksherzoge, die man den Alemannen nach ihrer Unterwerfung, freilich mit beschränkter Macht, ließ. Nach begründeter Annahme saßen solche Herzoge, wenn auch nicht alle, auf dem Bussen.
Bald waren die Franken bestrebt, die heidnischen Alamannen fürs Christentum zu gewinnen. Zwar waren die im Jahr 553 verstorbenen Herzoge Leutaris und Butilin und ihre Untergebenen noch Heiden. Allein die von Frankreich ausgesandten Missionare, die Bischöfe von Konstanz, die Gründung von Klöstern und andere Umstände beförderten die Christianisierung Oberschwabens. Im siebten Jahrhundert war die äußere Bekehrung unserer Gegend vollendet. Im achten Jahrhundert von die christliche Religion durch Gründung von Kirchen und Pfarreien immer weitere Ausdehnung (Schöttle, Buchau S. 41). Unsere Gegend wurde, wie aus den Namen der Kirchenpatrone zu schließen ist, von Frankreich aus christianisiert. Die Erbauung einer Kirche in Unlingen fällt also ohne Zweifel noch ins achte Jahrhundert. Wann in Unlingen eine Pfarrei errichtet wurde ist unbekannt. "
746 Ungern trugen die alemannischen Herzögel die fränkische Herrschaft. Ihr Widerstand hatte zur Folge, dass die Herzogwürde im Jahr 746 aufgehoben wurde und der Herzog Lantfrid II. vertrieben wurde. Die großen Baren wurden nun in kleine Bezirke zersplittert, Gau genannt, und in diesen Gauen walteten die Nachkommen des gestürzten Herzogshauses des Grafenamtes. Die bauen selbst zur fehlen weder in …. oder Huntaren. Unlingen lag ursprünglich in der Folcholtsbar und nachdem diese in kleinere Bezirke aufgelöst worden war, in der …., welche später in der Eritgauer Grafschaft aufging.
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In den Bezirken Munterichshuntare, Affagau und Eritgau herrschten die Alaholfinger, Nachkommen jener Volksherzoge. Ihr Hauptsitz war Marchtal und um den Bussen herum. Aus dem achten Jahrhundert wurde uns der Name eines Gaugrafen Gerold überliefert, der von späteren Geschichtsschreibern Graf vom Bussen genannt wird. Doch nannte er sich selbst nicht so und hatte auch in einem anderen Gau das Grafenamt inne. Doch konnte er auch um den Bussen Herumgüter besitzen, so auch in Unlingen. Seine Schwester Hildegard, gestorben 30. April 783 im Alter von 26 Jahren, war die zweite Gemahlin Karls des Großen. Mütterlicherseits stürmte jener Gerold auch vom alemannischen Herzogshause ab und starb am 1. September 799 im Krieg gegen die Ar… Nach einer gefälschten Urkunde vom Jahr 811 schenkte ein Graf Gerold (Gesold, Gosald) Güter zu Unlingen dem Kloster Reichenau. Es ist nun nicht sicher, ob jener 799 verstarb. Graf Gerold hier gemeint ist, aber immerhin ist es wahrscheinlich, da er auch sonst viele Güter an jenes Kloster vorgehabt hat. Jedenfalls darf eine solche Schenkung nicht bezweifelt worden und es ist sicher, dass das Kloster Reichenau seit dem Anfang des neunten Jahrhunderts im Besitz von Unlinger Gütern war. Überhaupt worden seit jener Zeit von den Alaholfingern den Klöstern St. Gallen und Reichenau reiche Schenkungen gemacht. So wurde im Jahr 805 die Kirche auf dem Bussen dem Kloster St. Gallen geschenkt. Wir haben von nun an in Unlingen zu unterscheiden zwischen Besitz, welcher in den Händen der Alaholfinger als Nachkommen jener Herzoge war und solchem, welcher durch Stiftung an das Kloster Reichenau gekommen war. Die Schirmvogtei über den reichenauischen Besitz in Unlingen hatten wohl die Alaholfinger, worauf die Urkunde von 1811…
An der Fortsetzung wird noch gearbeitet